Proteste in Ecuador

Wahrscheinlich habt ihr alle durch die Nachrichten schon mitbekommen, dass in Ecuador gerade ein schwierige Situation herrscht. Eigentlich wollte ich nichts dazu schreiben, bevor es nicht vorbei ist, einfach, weil ich mich nicht ganz wohl dabei fühle, darüber zu schreiben. Aber da Papa danach gefragt hat, werde ich euch hier kurz beschreiben, was ich von dem Ganzen mit bekommen habe. Außerdem normalisiert sich alles gerade.

Erst einmal muss ich sagen, das man sich das alles nicht vorstellen kann, wenn man es nicht erlebt. In Deutschland sehen wir so etwas immer nur in den Nachrichten.
Es jetzt selbst zu erleben ist seltsam. Und ich kann meine Gefühle dabei nur zum Teil beschreiben. Aber ich werde mein Bestes versuchen. Außerdem einmal ganz deutlich (für Oma), mir geht es gut.


Nun erst mal der Hintergrund. Ecuador braucht Geld und hat dafür ein Paket beantragt im Frühling 2019. Dafür, dass Ecuador Geld erhält, müssen aber Subventionen gekürzt werden. Dies betrifft die Subventionen auf Benzin und Diesel. Die Preise steigen um 25 bzw. 100 %.
Dies ist für einige Ecuadorianer schwer, da sie das Geld nicht haben.
(Bitte beachtet, das dies nicht zu verallgemeinern ist.)

Zuerst haben die Busse und Taxis gestreikt. Im ganzen Land ist kein einziger Bus oder einziges Taxi mehr gefahren. Dementsprechend sind alle Schulen ausgefallen und auch wir Freiwilligen sind nicht zu unseren Projekten gegangen. Es war auch einfach nicht möglich. Parallel dazu gab es etliche Demonstrationen und Proteste auf den Straßen.

Straßenblockaden wurden eingerichtet. Als wir in die Stadt fahren wollten zu meiner Großmutter, konnten wir nicht in die Stadt, da dort eine Blockade war auf dem Highway. Deshalb mussten wir auf der anderen Seite in die Stadt fahren.

Abends sind wir dann sehr überstürzt wieder aufgebrochen von der Großmutter, da die Proteste die Straße hochkamen.

Die Streiks endeten nach zwei Tagen zwar, aber trotzdem fahren nur vereinzelt Busse und ich habe bisher erst ein Taxi wieder gesehen. Normalerweise fahren pro Minute um die 20 Taxis an dir vorbei. Das ist also super seltsam. Vor allem, wenn du in der Stadt bist.

Anstelle der Transportunternehmen fingen jetzt die Indigenen an zu streiken. Die Demonstrationen und Proteste wurden noch mehr. Da ich aber mit meiner Familie etwas außerhalb von Ibarra wohne, bekomme ich nicht wirklich viel mit. Es sei den wir sind bei Verwandten, dann hört man ab und zu in der Ferne die Protestanten rufen.

Als wir bei der anderen Großmutter waren, sagte mir mein kleiner Bruder, dass wir noch nicht nach Hause können, da sie den Bezirk abgeriegelt haben, wegen der Proteste. Im Moment  könne niemand raus. Es sei nicht sicher, ob wir nicht eventuell sogar bei der Großmutter übernachten müssten. Zum Glück war das aber nicht der Fall.

Was habe ich noch mitbekommen? Die ganzen brutalen Proteste, die ihr in den Nachrichten seht, bekomme ich nicht mit. Oder eben auch nur aus den Nachrichten. Diese laufen bei uns Zuhause fast den ganzen Tag. Ab und zu rennen auf einmal alle zum Fernseher, weil etwas passiert ist, aber durch mein schlechtes Spanisch versteh ich meist nicht was genau.

Was man aber doch mitbekommt ist, dass die Lebensmittel knapp werden. Nicht so, dass wir hungern müssen oder etwas nicht bekommen, aber an ein paar Tagen hatte der Supermarkt geschlossen. Außerdem hat mein Vater mir Bilder vom Supermarkt gezeigt. Die Fleischtheke ist komplett geschlossen. In der Gemüseabteilung gibt es nur noch Brokkoli (Wobei ich mich frage, mögen die Menschen hier kein Brokkoli, oder warum ist das noch so viel vorhanden?), einige Regale sind komplett ausgeräumt. Dies liegt daran, dass es auf der Hauptstraße einige Blockaden gibt und die Transporter nicht mehr ausliefern können. Wir konnten trotzdem noch wo einkaufen, ich weiß allerdings nicht wo.

Meine Gasteltern sind zu Fuß einkaufen gewesen, da es schwierig ist Benzin zu bekommen. Wenn du in die Stadt fährst, siehst du an der Tankstelle kilometerlange Schlangen. Auf dem Highway sind viele Menschen mit Fahrrad unterwegs oder zu Fuß. Kaum ein Auto fährt. Was total seltsam ist, da normalerweise recht viele Autos in und aus der Stadt fahren.

Vor allem aber haben die vielen Fahrradfahrer mich überrascht, dazu muss man wissen, dass in Ecuador so gut wie niemand Fahrrad fährt. Ganz selten nur siehst du mal welche.

Die meiste Zeit sitze ich im Haus rum und lese und versuche nebenbei einigermaßen zu verstehen was gerade passiert.

Die ganze Situation ist total seltsam und ungewohnt. Ich glaube, viele von uns Freiwilligen würden gerne etwas machen oder helfen, aber das ist einfach nicht möglich. Außerdem ist es auch nicht sicher. Unsere Organisation VASE sowie das deutsche auswärtige Amt, schicken uns regelmäßig Updates und sagen uns, dass wir Zuhause bleiben sollen.

Ich hoffe ihr kontet einen kleinen Einblick gewinnen. Denkt aber bitte daran, dass alles, was ich hier geschrieben habe, nur mein Eindruck ist. Also auch nur ein kleiner Ausschnitt der gesamten Situation. Dies ist meine ganz persönliche Meinung. Außerdem möchte ich euch, wenn euch die Situation interessiert, darum bitten auf verschiedenen Seiten euch zu informieren. Sodass ihr keine einseitige Sicht bekommt.

Eure Pia

P.S. Seit Gestern kann ich wieder in mein Projekt gehen. :D

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